Kurs Arbeiten mit Kunststoffen
22. April 2012 - Ingo Vetter
Arbeiten mit Kunststoffen – Einführungskurs Acrystal
Sommersemester 2012
Acrystal ist ein wasserbasiertes Akrylpolymer, das mit einem Kalziumsulfatpulver vermischt wird. Im Gegensatz zu vielen anderen kalthärtenden Kunststoffen ist das Material umweltfreundlich und nicht gesundheitsschädigend. In den letzten Jahren hat es sich deshalb als Material für den Kulissen- und Requisitenbau durchgesetzt, aber auch in der Kunst und im Design wird es vermehrt eingesetzt. Mit diversen Zuschlagstoffen kann es wetterfest gemacht werden oder Oberflächenqualitäten verschiedener Metalle bzw Marmor annehmen. Das Material wird entweder in Formen gegossen, mit Glasfasermatten laminiert oder dient zur Überformung von Styroporkernen.
Der Kurs beginnt mit einer Einführung zu den verschiedenen Produkte mit einem Spezialisten der Vertriebsfirma Lange + Ritter. Am nächsten Tag kommt Henrik Ekesiöö, ein Bildhauer aus Stockholm, und wird mit den praktischen Teil leiten. Es werden verschiedene Abformtechniken und -materialien (Gips, Alginat, Polyurethan und Silikon) vorgestellt und Acrystal in allen Formen angewendet. Zur kunstgeschichtlichen Einordnung der Kunststoffe und dem Diskurs über Plastizität, haben wir Prof. Dr. Dietmar Rübel von der HfBK Dresden eingeladen, einen Vortrag zu halten.
Zwei Firmenbesuche bei kunststoffverarbeitenden Betrieben in Bremen geben Ausblicke auf andere Materialien und größere Formate. Wir besuchen die Firma Vector Foiltec, die große architektonische Strukturen aus ETFE-Folie herstellt und die Firma Haindl, die glasfaserverstärkte Bauteile für den Bootsbau und das Militär herstellt.
Bild: Beate Engl, Blob-Machine, 2008
Vortrag Dietmar Rübel
Jenseits der Form. Die Materialität des Plastischen
In der Kunst des 20. Jahrhunderts lässt sich eine Tendenz zu veränderlichen Materialien ausmachen. Die Plastizität dieser Stoffe ist signifikant für eine ‚materialistische‘ Wendung der Kunst, bei der das Liquide, das Amorphe, das Ephemere tradierte ästhetische Kategorien abschließen und zugleich überschreiten. Der Vortrag bietet einen Überblick über die Geschichte und Theorie dieser Kunst des Veränderlichen und situiert plastische Phänomene in Grenzbereichen des Künstlerischen: als stofflicher Eigensinn, als Formationen des Formlosen und als Beispiel für ein prozessuales Werden.
Dietmar Rübel lehrt als Professor für Kunstgeschichte und -theorie an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und arbeitet als Gastkurator, u.a. am Museum für Angewandte Kunst/Gegenwartskunst in Wien, an der Hamburger Kunsthalle und der Akademie der Künste zu Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der Relation von Kunsttheorie und künstlerischer Praxis vom 19. bis zum 21. Jahrhundert.
Zuletzt veröffentlichte er „Plastizität. Eine Kunstgeschichte des Veränderlichen“ (München 2012) und als Mitherausgeber „Sigmar Polke: We Petty Bourgeois! Comrades and Contemporaries“ (New York 2011) sowie das „Lexikon des künstlerischen Materials. Werkstoffe der modernen Kunst von Abfall bis Zinn“ (München 2010).
Bilder vom Kurs: